Der legale Flüssig-Aminosäure-Betrug

Ein Protein ist eine Kette von Aminosäuren. 22 proteinogene Aminosäuren sind bekannt, wovon 8 Aminosäuren für den Erwachsenen Sportler essentiell sind, also mit der Nahrung aufgenommen werden müssen – Arginin und Histidin sind auch für Kinder essentiell oder wenn eine ganz besonders anspruchsvolle Stoffwechselsituation vorliegt, also semi-essentiell; die anderen kann der Körper selbst synthetisieren.

Dabei unterscheidet man zwischen proteinogenen (also für die Proteinsynthese verwendeten) und nicht-proteinogenen Aminosäuren (davon sind mittlerweile schon über 250 natürlich vorkommende Aminosäuren bekannt). Spaltet man das Protein auf ( beispielsweise durch Hydrolyse ), so erhält man ein Proteinhydrolysat (dessen Aminosäureketten sind kürzer). Dieses Proteinhydrolysat ist etwas schneller vom Körper resorbierbar, weil ein Verdauungsschritt schon quasi vorweggenommen wurde. Spaltet man das Hydrolysat noch weiter, so erhält man freie Aminosäuren (Arginin, Alanin, Asparagin, Asparaginsäure, Cystein, Glutamin, Glutaminsäure, Glycin, Histidin, Isoleucin, Leucin, Lysin, Methionin, Phenylalanin, Prolin, Serin, Threonin, Tryptophan, Tyrosin, Valin, Selenocystein ; die hier genannten sind die diejenigen, welcher der Mensch selbst für Muskelaufbau, Regeneration, Gewebsaufbau allgemein nutzt).

Davon bilden 3 freie Aminosäuren die sogenannten BCAA’s, nämlich Valin , Leucin und Isoleucin. Diese haben für den Sportler ganz besondere Bedeutung, wie Sie meinem Artikel über BCAA’s leicht entnehmen können. Diese Sonderstellung der BCAAs für die Sporternährung macht sie natürlich zu einem Topp-Seller unter den Supplements – mit Recht! Aber das ist natürlich auch verlockend für manche Hersteller, die sich trickreich auf Kosten der Athleten die Taschen voll machen möchten.

Diese gehen nämlich hin und verkaufen ihre Aminosäure-Ampullen als BCAA-Supplement mit dem Argument, dass das enthaltene Proteinhydrolysat ja auch BCAA’s liefert. Klar – aber der Körper muss erst noch einen Hydrolyseschritt vollführen und der Anteil an BCAA’s ist natürlich bei weitem geringer als dies bei einem REINEN freien Aminosäure – BCAA – Supplement der Fall ist.

Achten Sie daher immer genau auf die Zutatenliste von flüssigen Aminosäuren. Was an erster Stelle steht ist mengenmäßig am meisten enthalten und wenn da „Hydrolysat aus kollagenem Eiweiss“ oder „Lactalbumin-Hydrolysat“ steht, dann empfehle ich auf jeden Fall eher auf Pulverprodukte oder Kapselprodukte zuzugreifen, die freie Aminosäuren oder Hydrolysate mit einem wesentlich besseren Preis-Leistungs-Verhältnis liefern.

Mit sportlichen Grüßen – Euer Supplementcoach Karsten Theobald